Worauf wir verzichten können: Gender mainstreaming

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Als das englische Wort vor gut zehn Jahren zum ersten Mal im rot-grünen Koalitionsvertrag auftauchte, gehörte ich zu denen, die von der Bundesregierung Auskunft darüber erbaten, was mit dem sonderbaren Begriff denn nun gemeint sei. Die Antwort war genauso vage und schwammig wie das Wort selbst – wahrscheinlich ganz bewusst, da unpräzise Begriffe einer zu Allem entschlossenen Regierung keine Grenzen setzen.

Inzwischen wissen wir genauer, was gemeint war. Gender Mainstreaming ist eine amerikanische Erfindung, die von der Unterscheidung zwischen Sex und Gender lebt. Während Sex für die natürliche Geschlechtlichkeit steht, soll Gender etwas anderes bedeuten, etwas Unnatürliches, gesellschaftlich Konstruiertes: das dementsprechend dekonstruiert, also bekämpft und überwunden werden muss. Für diese Aufgabe sind hunderte von Gender-Professuren eingerichtet und tausende von Gleichstellungsbeauftragten berufen worden. Sie beschäftigen sich damit, die Gesellschaft in ihrem Sinne umzukrempeln.

So weit, so gut, könnte man sagen. Aber der Fortschritt macht keine Pause, im Gegenteil: er beschleunigt sein Tempo und landet dann irgendwann im Graben. Längst haben die Mainstreamer den Sex entdeckt, den natürlichen Unterscheid von Mann und Frau, der nun ebenso dekonstruiert, also relativiert und eingeebnet werden muss wie das, was sie unter Gender verstehen. Ent-Naturalisierung heißt ihr Programm, das, wissenschaftlich aufgemöbelt, inzwischen auch die Schulen erreicht hat.

Dort werden zwölfjährige Kinder dazu aufgefordert, sich der „Zwangsheterosexualität“ zu widersetzen, ihr sexuelles „Potenzial“ auszureizen und am „bisexuellen Vollkommenheitsanspruch“ – so ein weit verbreitetes Lehrbuch – festzuhalten. Heterosexualität als Mangel, als Irrtum, als Missgriff der Natur, der aufgehoben, abgeschafft, beseitigt werden muss: das nennt sich Wissenschaft, ist aber reiner Humbug, von dem sich niemand imponieren lassen sollte.

In dieser „Wissenschaft“ ist Platz für alles Mögliche, nur nicht für diejenige Lebensform, der das Grundgesetz seinen besonderen Schutz zugesagt hat, für die Familie also. Die kommt im Programm der Mainstreamer nur noch am Rande vor, als Kümmerform, die überwunden werden muss. Wenn die Familie überleben soll, muss sie von anderen verteidigt werden, zum Beispiel von uns, der AfD.

„Ich kann die Furcht vor der Islamisierung verstehen“

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Konrad Adam, Gründungsmitglied und Sprecher der Alternative für Deutschland, spricht im F.A.Z.-Interview über Glaubenskriege, fehlende Aufklärung und die Frage: Wer passt zu uns?

Herr Adam, Sie haben in dieser Woche geäußert, dass Sie Verständnis für die Demonstranten in Dresden haben, die auf die Straße gehen, weil sie gegen eine „Islamisierung des Abendlandes“ sind. Sie sagten, dass die europäische Kultur bedroht sei. Erklären Sie das bitte.

Ich bezog mich mit dieser Äußerung unter anderem auf die Religionsfreiheit. Die Religionsfreiheit ist ein europäisches Produkt, eine europäische Erfindung. Sie ist historisch zu erklären aus der biblischen Tradition. So sind in Deutschland und in Europa Mentalitäten entstanden, die im Islam nach meiner Kenntnis nicht vorhanden sind.

Was genau ist im Islam nicht vorhanden?

Man kennt dort nicht die Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt. Diese Trennung hat sich ja auch in Deutschland und in Europa erst durch bestimmte Entwicklungen herausgebildet, vor allem durch den Investiturstreit im frühen Mittelalter. Entscheidend waren auch die Glaubenskriege, die vor allem auf deutschem Boden ausgetragen worden sind und die dort schlimme Verheerungen hinterlassen haben. Am Ende hat man dann gesagt: So geht es nicht weiter. Man hat einen Religionsfrieden geschlossen, und man hat dabei die weltliche Gewalt gestärkt. Diese Tradition der Gewaltenteilung hat Europa gutgetan. Im Islam ist diese Tradition aber nicht vorhanden. Die Kalifen, die unmittelbaren Nachfolger des Propheten, hatten beide Gewalten inne. Ebenfalls die Sultane. Zog ein Sultan in den Krieg, und das taten sie oft und gerne gegen die Christen, dann wurde vor dem Topkapi-Palast, dem Sitz der Sultane, zunächst die grüne Fahne des Propheten aufgepflanzt. Die Kriege der Sultane waren Glaubenskriege mit dementsprechenden Folgen für die Gegner.

Welche Folgen meinen Sie?

Lassen Sie mich Ihnen von den Janitscharen berichten. Sie waren eine Elitetruppe unter den Sultanen. Die Janitscharen waren gefürchtet bei den Gegnern. Das hatte einen bestimmten Grund: Die Janitscharen wurden rekrutiert ausschließlich von den christlichen Untertanen des Sultans. Die Christen hatten die Pflicht, ihren erstgeborenen Sohn beim Sultan abzuliefern. Die Erstgeborenen wurden in eine Kaserne gesteckt. Sie durften nicht heiraten und wurden zu fanatischen Glaubensanhängern erzogen. Ihnen wurde versprochen, dass sie in dem Moment, in dem sie auf dem Schlachtfeld das Leben ließen, direkt in den Himmel kommen und dort mit allerlei Freuden beglückt würden. Das hatte natürlich Folgen für die Kampfmoral. Aber diese Knabenlese, so der offizielle Begriff, ist eine Art von Rekrutierung, die sich mit westlichen Vorstellungen nicht so ohne weiteres verbindet und die auch nicht unbedingt auf Toleranz und Gleichberechtigung der christlichen Untertanen schließen lässt.

Man könnte einwenden, dass Ihre Erzählung von den Janitscharen eine Geschichte aus der Vergangenheit ist und mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat.

Ja, das ist Vergangenheit. Das ist vollkommen richtig. Und diese Vergangenheit ist von niemandem energischer beendet worden als von Kemal Atatürk, dem Gründer der Republik Türkei. Atatürk hat die Säkularisierung des Landes vorangebracht und gilt zu Recht als Vater der modernen Türkei. Er hat zum Beispiel die Hagia Sophia, die bis dahin eine Moschee war, in ein Museum umgewandelt. Er hat die traditionelle Kopfbedeckung der Männer, den Fes, verboten. Er hat viele traditionelle Vorrechte der Muslime in der Türkei aufgehoben. Aber diese Entwicklung wird ja momentan durch Erdogan zurückgedrängt. Erst vor wenigen Tagen hat Erdogan wieder ausdrücklich erklärt, die Frau sei minderen Rechtes gegenüber dem Mann. Wie verträgt sich das mit unserer abendländischen Tradition, die auf Gleichberechtigung besteht? Wie verträgt sich das im Islam verankerte Verbot, seinen Glauben zu wechseln, mit unserer Tradition? Wer im Islam seinen Glauben wechselt, der soll mit dem Tode bestraft werden. In der EU-Menschenrechtscharta und in der UN-Menschenrechtscharta ist der Glaubenswechsel aber ausdrücklich vorgesehen. Da gibt es doch Widersprüche. All das ist historisch gewachsen, und die Geschichte hat ihr eigenes Recht. Man sollte sich nur nicht über diese Dinge einfach hinwegsetzen, sondern sie ernst nehmen.

Reduzieren Sie den Islam nicht auf eine Geschichte der Kriege?

Nein. Natürlich nicht. Neben der kriegerischen und intoleranten Version des Islam gab es immer auch andere Strömungen. Und mir ist bewusst, dass diese Strömungen allerlei wundervolle Dinge etwa in Spanien hervorgebracht haben. Und denken Sie nur an die wunderbaren Handschriften. Die Zierschrift des Arabischen hat mich schon immer beeindruckt. Oder denken Sie an die Tatsache, dass viele Schriften von Aristoteles uns nur über arabische Umwege erhalten geblieben sind. In seiner Anfangsphase war der Islam in vielfacher Hinsicht der christlichen Tradition und den christlichen Kirchen überlegen. Aber die christliche Tradition hat dann die Aufklärung hervorgebracht. Im Islam gibt es so etwas wie Aufklärung nicht. Im Topkapi-Palast befindet sich heute ein Museum. Wenn Sie im Palast ganz nach hinten gehen, dann finden Sie dort sozusagen die geistliche Schatzkammer, das heißt, da wird die religiöse Tradition des Islam dargestellt. Und was sehen Sie da? Drei große, breite Schwerter.

Was hat es mit diesen Schwertern auf sich?

Das ist die Hinterlassenschaft von Mohammed und von seinen unmittelbaren Nachfolgern. So etwas finden Sie im Christentum nicht. Da finden Sie Marterinstrumente wie das Kreuz und die Dornenkrone. Noch einmal: Ich will kein Urteil fällen. Aber ich finde, dass man solche Dinge ernst nehmen sollte. Denn die Schwerter verdeutlichen, welcher Geist, abseits der kulturellen Errungenschaften, in der Frühphase des Islam herrschte und auch heute gelegentlich noch herrscht. Denken Sie nur an die Krieger des „Islamischen Staats“. Die breiten ihren Glauben mit Feuer und Schwert aus.

Die Menschen, die in Dresden und in anderen Städten demonstrieren, haben Furcht vor einer „Islamisierung des Abendlandes“. Können Sie diese Furcht verstehen? Auch der „Islamische Staat“ ist schließlich weit weg.

Ja, ich kann die Furcht verstehen. Gefühle sollte man immer zunächst einmal zu verstehen suchen. Aber zwischen Islam und Islamismus ist ja ein erheblicher Unterschied. Und auch hier muss man etwas genauer hingucken, bevor man pauschale Urteile spricht.

Sie haben genauer hingeguckt. Was also ist Ihr Urteil?

Mein Urteil ist, wie ich schon erwähnte, dass es ganz unterschiedliche Traditionen gab und gibt. Dass man differenzieren muss. Ich will Ihnen von einem mir bekannten und hochgeschätzten Kreisvorsitzenden meiner Partei erzählen. Schon der Name lässt erkennen, dass der Mann türkische Wurzeln hat. Er erzählte mir, dass sein Großvater – sein Großvater wohlgemerkt, dritte Generation also – nach Deutschland gekommen sei, aus Anatolien. Der Mann spricht tadellos und akzentfrei Deutsch. Er hat die deutsche Tradition offenkundig aufgenommen, und er fühlt sich bei uns, so scheint es mir jedenfalls, sehr wohl. Sonst wäre er ja auch nicht Kreisvorsitzender geworden. Er wird aber von zwei ganz unterschiedlichen Seiten kritisch begutachtet, ich will nicht sagen, angefeindet. Einige Mitglieder meiner Partei kritisieren ihn. Sie glauben, dass man Leute mit einem derartigen Namen und einer derartigen Herkunft nicht unbedingt in einer deutschen Partei begrüßen müsse. Vor allen Dingen aber wird er von seinen Landsleuten kritisiert. Die fragen ihn: Was machst du da? Warum gehst du da hin?

Worauf wollen Sie hinaus?

Ich warne davor, zu glauben, Dinge von heute auf morgen ändern zu können. Das braucht Zeit. Der Kreisvorsitzende ist ein tüchtiger und vertrauenswürdiger Mann. Natürlich sind solche Leute bei uns willkommen. Aber andere nicht. Auch hier muss man genauer hinschauen. Die Leute, die zu uns kommen, bringen gewisse Traditionen und gewisse Glaubenssätze mit. Diese Glaubenssätze müssen wir ernst nehmen. Nur weil wir ein säkularer Staat sind, der die Aufklärung hinter sich hat und über Glauben oder Unglauben seine Späße macht, sollten wir nicht denken, dass es in anderen Religionen oder religiösen Gemeinschaften genauso wäre.

Was sollen wir stattdessen tun?

Ich weiß nicht, ob Sie das Wintermärchen von Heinrich Heine kennen. Heine amüsiert sich darin köstlich über die preußischen Zöllner, die an der Grenze bei Aachen sein Gepäck filzen und gucken, ob er gefährliche Konterbande mit sich führt. Er sagt: Ihr Narren, Ihr sucht in meinem Gepäck, aber die wirklich gefährliche Konterbande, die seht ihr nicht, die habe ich nämlich im Kopf, das sind meine Gedanken. Heinrich Heine, ein souveräner und hochbegabter Mann, hat Gebrauch vom Inhalt seines Kopfes gemacht. Er hat die Verhältnisse in Deutschland scharf kritisiert. Und das wünsche ich mir auch von der Politik. Sie soll die Leute nicht nur als Konsumenten und als Produzenten nach Deutschland holen. Sondern sie soll sich fragen: Wo kommen die her? Passen die zu uns? Wollen die wirklich zu uns? Oder, um den Begriff zu benutzen: sind die integrationswillig und integrationsfähig? Das ist die entscheidende Frage.

Ich möchte noch einmal auf die Religionsfreiheit zurückkommen: Gilt sie auch für den Islam?

Im Grundsatz ja, sofern die Muslime in Deutschland und in Europa die abendländisch verwurzelte Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Macht anerkennen. Schon im Markusevangelium heißt es: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Ich möchte nicht, dass irgendein Mullah darüber befindet, wie ein Dieb zu behandeln ist.

AfD: Was wir sind und was wir wollen

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– Artikel erschienen in der Huffingtonpost am  21.03.2014

konrad-adam Faz
Wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter, frei vom Glauben an Fabeltiere, Märchen und jeden Hokuspokus. Das sagt man; das stimmt aber nicht. Seitdem ich mich für eine neue, hoffnungsvolle Partei, die Alternative für Deutschland, engagiere, verfolgt mich nichts hartnäckiger als das Märchen vom Wahlrecht, das ich den Arbeitslosen angeblich entziehen will. Ich habe hundertmal gesagt und öfter noch geschrieben, dass das eine Ente ist – aber Enten gehören nun einmal zu den Lieblingstieren der Journalisten.

Um es kurz zu machen: vor etwa zehn Jahren war ich, damals noch selbst Journalist, der Frage nachgegangen, was aus einem Staat wird, in dem die Leistungsträger gegenüber den Leistungsempfängern in die Minderheit geraten. Als Beispiele für die Empfänger öffentlicher Leistungen hatte ich neben den Arbeitslosen auch die Beamten, die Rentner und die Berufspolitiker genannt, mit keinem Wort jedoch dafür geworben, ihnen das Wahlrecht abzuerkennen. Da ich inzwischen selbst Rentner bin und mich dazu auch noch der Politik verschrieben habe, hätte ich nach der Logik meiner Kritiker dafür plädiert, mir selbst das Wahlrecht zu entziehen. Für so dumm sollte mich aber niemand halten, nicht einmal meine Gegner.

Man sagt, die AfD hätte kein Programm: eine Behauptung, die sich von selbst erledigt, wenn aus eben diesem Programm zitiert wird. Und eben das geschieht ja fleißig und ausführlich. Unsere Gegner erinnern die Wähler daran, dass wir für Paul Kirchhofs Steuermodell, für ein Zuwanderungsrecht nach kanadischem Vorbild, für die direkte Demokratie nach Schweizer Muster und vieles mehr sind. Sie haben unser Wahlprogramm gelesen und kennen sich offenbar aus. Indem sie sich auf diese Weise selbst widersprechen, machen sie jedes weitere Dementi überflüssig.

Dann sind da noch die konservativen Vorurteile, die wir angeblich bedienen und kultivieren. Zum Beispiel dadurch, dass wir der Familie den besonderen Schutz bewahren wollen, den ihr das Grundgesetz aus guten Gründen versprochen hat. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes wussten nämlich noch, dass Kinder dort am besten gedeihen, wo sich Mann und Frau dauerhaft zusammengetan haben, um die gemeinsam erzeugten Kinder zu leistungsfähigen und leistungswilligen Staatsbürgern zu erziehen. Vom Kindeswohl hatte man damals und haben wir, die AfD, bis heute andere Vorstellungen als der zweifellos fortschrittlich denkende Sebastian Edathy.

Da wir auch über die Landesgrenzen schauen, haben wir einen Beschluss gefasst, der die Zusammenarbeit mit ausländischen Parteien an die Zustimmung des Bundesvorstandes bindet. Im Falle der britischen UKIP ist eine Verbindung bisher daran gescheitert, dass diese Partei den Austritt Englands aus der Europäischen Gemeinschaft fordert: eben das, was wir nicht wollen. Wir wollen die missratene Gemeinschaft und ihr Herzstück, die zehnmal missglückte Währungsunion, vom Kopf auf die Füße stellen, also gerade nicht abschaffen, sondern reformieren. Und das werden wir tun, wenn uns die Wähler dazu ihren Auftrag geben.